Philosophisch/Philantrhropisch: Der Preis bestimmt sich aus dem sozialen Miteinander aller Beteilgten. Er ist angemessen, unparteiisch und gleicht die Interessen und die Verteilung zwischen den beteiligten Gruppen aus.
Nach Platon ist Gerechtigkeit eine innere Einstellung, die herausragende Tugend, der entsprechend jeder das tut, was seine Aufgabe ist, und die drei Seelenteile des Menschen (das Begehrende, das Muthafte und das Vernünftige) im richtigen Verhältnis zueinander stehen.
Ganz spontan tendiere ich ja eher zum ollen Platon, obwohl er allgemein von Gerechtigkeit und nicht vom fairen Preis eines bestimmten Produktes gesprochen haben wird. Trotzdem, auf Baumwolle bezogen (die es als Produkt ja noch laenger auf dem Markt gibt) kann man schon etwas verzweifeln, bei der Feststellung, dass sich in 2.500 Jahren, nicht der schlaue Platon, sondern die, auf alle Faelle auch nicht doofen, Gierigen durchgesetzt haben.
Kurzer Schwenk (und dann ist auch gut mit den alten Griechen) zu meinem persoenlichen Lieblingsfreak dieser Zeit, Diogenes (Das ist der, der angeblich in einer Tonne lebte und sich als erster Mensch als „Weltbuerger“ bezeichnete) : Als Alexander der Große zu Diogenes an die Tonne trat und ihm einen Wunsch freistellte, antwortete dieser: „Geh mir aus der Sonne“, worauf Alexander meinte: „Wäre ich nicht Alexander, wollte ich Diogenes sein.“ (auch so ein Cleverele der Alexander, oder?)
Zurueck in die Zukunft, der Preis wird vom Markt bestimmt, geregelt in Angebot und Nachfrage. Ist vielleicht nicht die tollste Erkenntniss, aber eine Alternative dazu hat Stalin mal auf den Weg gebracht, in dem er im Jahr 1924 anordnete, dass das heutige Usbekistan zum Baumwolllieferanten der Sowjetunion werden sollte. Das Ergebnis ist eine der groessten oekologischen Katastophen ueberhaupt und am Aralsee (oder das was davon ueber ist) zu beschlechtachten.
Ueberhaupt, bezahlt (und in gewissem Masse auch bestimmt) wird letztlich vom Verbraucher. Fuer ein T-Shirt haetten wir dann eine Preisspanne von 1,99 Euro (Volksshirt von FIK) bis zu 45 Euro (Madonna Tourshirt). Diese Extreme weggelassen, liegt ein T-Shirt im Musikmerchandise ueblicherweise zwischen 15 und 25 Euro. Die Spanne hatte ich auch im Auge beim Kauf meines Johnny Cash T-Shirts (Blog: I WANT CASH). Hin und wieder stosse ich in diesem Zusammenhang auf die Argumentation, dass die Naeherin einen oder zwei Euro am Tag verdient, das Shirt aber fuer 25 Euro verkauft wird und man daraus schliessen soll... ungerecht und unfair.
Vorgestern hat ein Investmentfonds im US Immobiliensektor bekannt gegeben, dass sie 3,5 Milliarden Dollar in den Sand gesetzt haben...in Indien haben sich im letzten Jahr rund 5.000 Farmer umgebracht, weil sie ihre erdrueckenden Schulden von etwa 500 Doller nicht bedienen konnten. Ungerecht und unfair...
Alles Bullenscheisse, babylon must burn...yeahhh...
Versuch ich es doch mal hiermit:
Philoekonomie: Der faire (gerechte) Preis bestimmt sich aus dem sozialen Miteinander aller Beteilgten und wird von Nachfrage und Angebot bestimmt.
Ich bin kein studierter Fachmann, aber soviel weiss ich, dass T-Shirt/Baumwollgeschaeft ist kompliziert, mit vielen Beteiligten Spielern und Interessen, um PHILOEKONOMIE andenken zu koennen, sollte ich den Kreis der Beteiligten vorerst ziemlich verkleinern.
USA schiesse ich hiermit raus. Die Riesenfarmen werden heute fast ausschliesslich mit Maschienen bewirtschaftet, Menschen sind da immer weniger involviert. Hinzu kommt, dass die Baumwollproduktion in den USA sich von 2005/06 zu 2008/09 nahezu halbiert hat (wobei die Ernte zu fast 100 % exportiert wurde).
Alle Farmer, die konventionelle Baumwolle mit Hilfe von BT Cotton anbauen fliegen auch raus.
Und dann auch noch alle, die Pestizide von Bayer etc. verwenden...raus!
Beiben 220.000 Farmer die Baumwolle anbauen. Aufgeteilt auf 22 Laender. Wobei Indien, die Tuerkei, Syrien und Tanzania die meisten Farmer stellen.
Diese 220.000 Farmer bauen Baumwolle oekologisch an, also keine Genmanipulierte und ohne Einsatz von Pestiziden.
Diese 220.000 Farmer haben in 2008 die Ernte um satte 20% erhoeht, auf rund 800.000 ballen ( ein Ballen = 480 lb)...
...was einem Weltmarktanteil an der Gesamtproduktion von Baumwolle von ganzen
0,76% entspricht.
Auch wenn dieser %satz eher mikrooekonomisch relevant ist, schliesse ich aus meinem PHILOEKONOMIEspiel auch noch die fuenf groessten Abnehmer von Biocotton aus, die da waeren: WAL MART, NIKE, WOOLWORTH (Suedafrica), COOP (Schweiz) und C&A (Quelle: saubere sachen, kirsten brodde).... da staunt man, oder?
Und los gehts... Mitspieler/Beteiligte sind:
Eine Kooperative von Baumwollfarmern in Indien (pflanzt und erntet die Baumwolle)
Aufkaeufer der Baumwolle (manchmal identisch mit dem Verarbeiter)
Der Verarbeiter der Baumwolle (Entkernen bis fertiges Produkt)
Der europaeische Aufkauefer des fertigen Baumwollproduktes (Verteilt und vor allem vermarktet die Produkte)
Der Grosshaendler/Drucker in Europa (Veredelt und vertreibt)
Der Einzelhaendler/Retailer (Verkauft und im Ideallfall vermarktet die Produkte auch)
Der Endkunde (ist zufrieden)
Das ist doch eine feine, kleine und vor allem ueberschaubare Gruppe von beteiligten Mitspielern.
Ich bin mir nicht wirklich sicher, ob man noch eine wichtige Gruppe dazunehmen sollte, die der Zertifizierer. Ohne Zweifel, haben viele von diesen Organisationen einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, dass Fair Trade ein Thema in der breiten Oeffentlichkeit wurde. Wichtiger noch scheint es zu sein, dass der Endkunde darauf vertraut, dass Ware mit einem Fair Siegel auch...ja was denn eigentlich...Fair hergestellt worden ist. Bei der inflationaeren Menge von Artikeln mit Fair Siegel, komme ich schonmal ins Zweifeln. Im Umkehrschluss kann ich auch nicht davon ausgehen, dass alle Artikel ohne Fair Siegel unfair hergestellt worden sind.
Die mantrahaften Beteuerungen, dass man Preise ueber dem Marktpreis zahlt, impliziert, dass der Marktpreis immer zu tief ist, was Quatsch ist. Feste Preis und Abnahmegarantien sind nicht zwangslaeufig gut, sondern koennen auch eine gegenteilige Wirkung entfalten. Bei einem immer hohen Baumwollpreis, planzt auch der Kleinbauer lieber Baumwolle als Gemuese an.... bei hoeheren Ernteertraegen, muss dann aber auch am anderen Ende unserer Kette (dem Endkunden) der Bedarf steigen, sonst geht das alles nicht auf. Mit einer Uebrproduktion von einer Jahresernte, steht die Biocottongemeinde gerade vor einem grossen weissen Berg von Problemen (Siehe Blog: Der weisse Berg).
Ich tendiere eher zu kleinen, ueberschaubaren Einheiten. Der Punkt der fuer mich zaehlt heisst TRANSPARENZ. Wo ist das Hinderniss, dass alle Artikel transparent/nachverfolgbar gemacht werden? Ich denke, wenn der Wille da waere, waere das gar kein Problem. Heute ist das ueber Internet fuer alle machbar und fuer die Endkunden immer abrufbereit. Marco Polo musste noch mit dem Pferd nach China und seine Ordern plazieren...heute macht man das mit E-Mail und schaut sich dabei auch mal gerne die neuste Kollektion in Echtzeit an...
Der Preis bestimmt sich aus dem sozialen Miteinander. Das kann prima funktionieren, wenn alles miteinander harmonieren wuerde. Die Egos und die Gier kontrollierbar und beherrschbar bleiben. Das gilt vor allem am Ende unserer Kette, hier werden auch im Fair Trade die hoechsten Margen abgegriffen, was schlicht der Realitaet entspricht. Die Rockband oder der Mailorderversand wird seine Gewinne nicht mit dem Baumwollfarmer in Gujarat/Indien teilen. Fair bedeutet hier, dass dieser Artikel mit genau den Mehrkosten, die anstelle eines Shirts von z.B. Fruit of the Loom entstehen, weitergegeben wird. Und nicht auf diese Mehrkosten, mit dem schoenen Fair Siegel, noch zusaetzliche Profite on top erwirtschaftet werden. Konkret heisst das, dass ein Shirt aus dieser Produktion fuer den Endkunden nicht mehr als 2 Euro on Top kosten sollte.
... und wird von Nachfrage und Angebot bestimmt. Hier sind einzig und alleine der europaeische Aufkaeufer in Zusammenarbeit mit seinen Gross-und Einzelhaendlern gefordert. Sie muessen nicht in sengender Hitze auf dem Feld die Ernte einfahren, in den Spinnereien oder Naehereien einen stupiden, oeden Job machen. Ihre einzige Aufgabe ist es die Ware zu verteilen und dafuer zu sorgen, dass die Nachfrage vorhanden ist und bei den heutigen Minianteilen stetig steigt. Das nennt man dann Marketing! Leider klafft hier zwischen Anspruch und Realitaet eine Riesenluecke. Trotz eines Peanutsanteils und grossartigen Verlautbarugnen (Biobaumwolle ist heiss begehrt), positivster Berichterstattung in den Medien, hat es diese Branche in 10 Jahren nicht geschafft, einen signifikanten Markanteil zu besetzten. Das ist peinlich fuer die Westler und tragisch fuer die Menschen, die die Baumwolle anbauen und sich darauf verlassen, dass wir unseren Job wenn schon nicht gut, dann doch wenigstens immer besser machen.

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