Ich denke es liegt im Westen eine grundlegend falsche Annahme bezueglich Biocotton zu Grunde. Ob genmanipulierte, konventionelle oder Biobaumwolle, der Tragekomfort unterscheidet sich ueberhaupt nicht. Das Bioshirt ist nicht zwingend gesuender (es ist auch gefaerbt und behandelt und in Containern verschickt worden) noch schmeckt es besser. Das ist bei Biomilch, Kaese, Tomaten oder Fleisch was anderes. Wer das konsumiert hat einen persoenlichen, direkten Vorteil. Es ist gesuender , nahrhafter und vor allem, schmeckt besser.
Nach meiner Meinung gaebe es nur einen einzigen Grund, Biobaumwolle zu unterstuetzen. Den, das der Anbau von Biobaumwolle, die Lebensqualitaet der Anbauer verbessert. Also ihr Einkommen erhoeht, Abhaengigkeiten verringert und gesundheitliche Risiken minimiert.
Hoeheres Einkommen: Kurzfristig koennte das mit einer hoeheren Produktivitaet erreicht werden. Mittel und Langfristig ist der “immer mehr Wachstum Weg” aber eine Sackgasse. Die Zeche zahlen letztlich wieder die Anbauer. Die Preise fallen und der Mehrwert der anfaellt wird am Ende der Kette (bei H&M, Kik und co) abgeschoepft. Eine Alternative koennte sein. Statt die Quantitaet die Qualitaet zu erhoehen. Eine hohe Qualitaet koennte genutzt werden, um langfristige Liefervertraege mit serioesen Abnehmern zu treffen.
Abhaengigkeiten verringern: Die Bauern und Farmer in Indien haben keine Lobby. Auch wenn der ein oder andere Politiker auch heute noch im Nehru und Ghandilook daherkommt, interessiert die Belange der Landbevoelkerung nur kurz vor Wahlen. Dann wird versprochen und vielleicht sogar mit einem T-Shirt und ein paar Rupien beschenkt. Nach den Wahlen passiert in der Regel nichts bis fast nichts.
Das sieht in Europa und was Baumwolle angeht, vor allem in den USA voellig anders aus. Die Agralobby ist dort so maechtig wie die Ruestungslobby. Vielleicht hat das in den USA auch historische Gruende, ein guter Teil des Reichtums wurde mit dem Anbau von Baumwolle geschaffen, auf dem Ruecken afrikanischer Sklaven.
Die Subventionen dort zerstoeren jedwede positive Entwicklung in den Anbaugebieten in Asien und Africa. Ein Beispiel, was das Dilemma verdeutlicht. Der Durchschnittsertrag eines Baunmwollfarmers in Asien und Africa liegt bei einem bis zwei Dollar am Tag. Die beste Erntemaschine auf dem Markt in den USA, kostet etwa 500.000 Dollar.
Ich habe keine abschliessende Meinung ueber den Vorteil und Nutzen von genmanipulireter Baumwolle. Vielleicht ist es tatsaechlich so, dass diese Planzen unter bestimmten Bedingungen einen hoehern Ertrag erzielen, weniger Wasser und weniger Pestizide benoetigen.
Da ich das Privileg einer, alles in allem, guten Bildung und Ausbildung genossen habe. Mir saemtliche Informationskanaele offen stehen und ich mich mit schlaueren Menschen als ich selbst austauschen kann habe ich mit genmanipulierter Baumwolle ein entscheidendes Problem. Der Markt wird im Prinzip von einem einzigen Konzern beherrscht. Monsanto. Der einzige Geschaeftszweck (frueher war es mal Agent Orange, Vietnam…) dieses Monsters ist die Profitmaximierung durch Schaffung von Abhaengigkeiten. Die Baumwollsorten von Monsanto sind patentierte Hybride, d.h. das Saatgut muss jedes Jahr neu gekauft werden, von Monsanto. Und so wird wieder einmal im Westen extremer Reichtum generiert, auf dem Ruecken Asiatischer und Africanischer Bauern. Kommt mir irgendwie bekannt vor…
Gesundheitliche Risiken minimieren: Ich verstehe erstmal jeden Farmer der, anstatt das Unkraut gebueckt jeden Tag auszurupfen, lieber zur chemischen Keule greift. Ist schlicht weniger anstrengend und hat einen schnellen Effekt.
Mit Kuhdung duengen, die Baumwolle mit der Hand ernten, die Felder im Abendlicht mit Neem berieseln… hoert sich romantisch an. Summertime and the living is easy, fish are jumping and the cotton is high…yeah….aber das ist knochenharte Arbeit und vor allem knochenharte Arbeit fuer einen Hungerlohn.
Nach meiner Erfahrung haengt Gesundheit vor allem mit 2 Faktoren zusammen. Einkommen und Bildung. (wie war das noch mit den dicken kindern von harz4 empfaengern…?)
Der Artikel “Der weisse Berg” thematisiert zu recht die voellig ungerechte Verteilung der langen Wertschoepfungskette bei Textilien. Auch wenn die Baumwollpreise im letzen Jahr wieder etwas gestiegen sind (auch ein Grund weshalb die Biobaumwolle im Vergleich zu konventioneller weniger Ertrag abwirft), sind diejenigen auf den Baumwollfeldern die, die so gut wie nicht profitieren. Der Mehrwert wird zu 80% im Westen abgegriffen und von den restlichen 20 % bleiben vielleicht 2% beim Anbauer. (diese Zahlen muesste man mal recherchieren, aber ich gehe eine Wette ein, dass ich mit dieser Schaetzung verdammt richtig liege).
Zusammenfassend schliesse ich daraus. Die Lager mit Biobaumwolle sind ueberfuellt. Aber ist das ein Grund keine Biobaumwolle anzubieten und zu kaufen? Ich meine das Gegenteil ist der Fall. Richtig ist, dass nicht alles glaenzt was Gold ist und das die guten Menschen in den reichen Laendern, die den guten Menschen in den armen Laendern helfen wollen oft nerven und anstrengend und daneben sind. Richtig ist, dass man auch augenscheinlich gute Projekte kritisch hinterfragen muss und das das kuerzel NGO nicht fuer moralisch unantastbar steht und der ein und der anderen etwas Selbstkritik gut zu Gesicht stehen wuerde. Richtig waere sicher auch, mal in Erfahrung zu bringen, welche Beduernisse in Gujarat und Mali in Usbekistan und in Xinjiang bestehen.
Eine Veraenderung zum besseren kann nach meiner Meinung nur gemeinsam funktionieren. Aber da bin ich Pessimist…
Samstag, 13. Februar 2010
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