Freitag, 26. Februar 2010

Stricken, nicht wie bei Oma.



Uff, jetzt haben wir immerhin schonmal gesehen, wie aus der Baumwolle ein aufgespulter Faden geworden ist. Im deutschen gibt es das Sprichwort, “da muss eine alte Frau lange fuer stricken”…. Und zum stricken, english “knitting”, kommen wir nun.


Aus der Spinnerei werden die Spulen zur Strickerei transportiert, um dort (im Falle von T-Shirts) zu Single-Jersey (einflaechig) Stoffen verarbeitet zu werden. Rechts/Links (RL).

Das Prinzip ist das gleiche wie bei der “alten Frau” halt nur maschinell. Diese Ware wird an einer Nadelreihe hergestellt und hat zwei verschieden aussehende Warenseiten. Eine Seite zeigt nur “rechte Maschen” die andere nur “linke Maschen”. Diese Ware ist in Querrichtung weniger elastisch und neigt an den Raendern zum einrollen.



Diese modernen Maschienen fuer Schlauchware stricken in etwa 10 KG in der Stunde. Abhaenging davon, welche Garne verwendet werden.

Fuer T-Shirts wird in der regel eine Garnstaerke von 20 bis 40 verwendet. Wobei das 20ger garn dicker ist, als das 40ziger.



Im naechsten Arbeitsgang werden die Ballen alle auf Unreinheiten geprueft und gegebenenfalls aussortiert.



Die geprueften Ballen werden mit allen notwendigen Informationen beschriftet.





gelagert



Um dann wieder verladen zu werden fuer den Transport in die Faerberei.



In der Strickerei musste ich an meine Schulzeit denken. Wir waren damals die ersten, bei denen auch fuer Jungs das Fach Handarbeit eingefuehrt worden ist. Beim Handwerken war ich schon ein Versager, aber den Borussia Moenchengladbachschal, den ich mir vorgenommen hatte im Fach Handarbeit zu stricken, wurde ein Desaster, dass bis heute nachhallt... deshalb meinte wohl auch die Berufsberatung, dass ich einen besseren Kaufmann abgeben wuerde...hat zwar ein paar Jahre gedauert, aber heute stimme ich dem zu... und mache mich dann mal auf den Weg zu meinem Lieblingsplatz in Tirupur um zu "arbeiten"....

Mittwoch, 24. Februar 2010

Artikel aus Spiegel Online von heute - INDERICA

Heute war ein aufschlussreicher Artikel in Spiegel online, den ich unten posten werde. Der Artikel ist auch in Hinsicht auf die Produktion von Textilien interessant, da die rasante Entwicklung Indiens in den letzten Jahren, nach einer Meinung, diesen Industriezweig stark beeinflussen wird. Im Vorwort des Buches "Baumwolle weltweit" schreibt Pietra Rivoli. "...vielleicht ist keine andere Industrie so eng mit der Ausbeutung verbunden...lange wurden Arbeiter in der Textilindustrie als Beispiel fuer die Ausgebeuteten, Misshandelten und Unterbezahlten angefuehrt. Ganz allgemein warer der typische Arbeiter dort verzweifelt und fuegsam, er verrichtete abstumpfende Arbeit in moerdersichem Tempo fuer wenig Geld....Die Ironie - vor 200 Jahren in Grossbritannien und heute in China (und Indien anm.)- ist, dass die Ausbeutung in solchen Fabriken bei der Befreiungn junger Frauen eine wichtige Rolle gespielt hat. Und die Textilfabriken in den armen Laendern stossen auch heute noch eine breite industrielle Entwicklung an...."

Hier nun der Artikel aus Spiegel online von heute:
Chimericas Konkurrenz
Der unterschätzte Gigant

Von Jörg Himmelreich

Alle reden von der Superallianz zwischen China und Amerika. Doch es kriselt zwischen den Weltmächten. Langfristig bietet sich Washington ein neuer Partner an, dessen Bedeutung in der globalen Ordnung so rapide wächst wie seine Wirtschaft - Indien.

Die Schlagworte für neue Konzepte der US-Außenpolitik wechseln auf dem Jahrmarkt der außenpolitischen Expertengemeinde immer schneller. Gestern "Chindia" als Ausdruck der weltpolitischen Gewichtsverschiebung nach Asien ohne einseitige amerikanische Präferenz für China oder Indien, heute "Chimerica" oder "G2", um die besondere Bedeutung Chinas für die USA zu unterstreichen - und morgen? Inderica! Eine engere Kooperation zwischen Indien und Amerika, zwischen der größten und der reichsten Demokratie.

Langfristig hat Indien das politische und wirtschaftliche Potential, die sich ständig neu austarierenden Machtverhältnisse der Weltordnung zu stabilisieren. Ein Faktor, der in Washington - wie auch in Berlin und anderen westlichen Hauptstädten - bislang sträflichst unterschätzt wurde.

Auf einem Feld ist Indien längst Weltmacht: Indische Romanautoren stürmen die Weltbestsellerlisten, Bollywood erobert den Westen, "Slumdog Millionär" räumt in Hollywood acht Oscars ab; der Schauspieler Sharukh Khan ist ein weltweit gefeierter Star - und Muslim wie viele von Bollywoods Filmgrößen. In westlicher Kultur und postmodernem, urbanem Lebensgefühl gilt: "India is in".

Politisch und wirtschaftlich hingegen steht Indien im Schatten des weltweiten China-Hypes. Noch. Denn in Washington sind erste Anzeichen der Ernüchterung zu beobachten: "G-2 is over", so scheint es. Der fünftägige Besuch in China von US-Präsident Barack Obama im vergangenen November, der kein messbares Ergebnis brachte, wird in Washington als demütigend empfunden. Der Kopenhagener Klimagipfel scheiterte an der Kompromisslosigkeit Chinas, das der Welt sein neues weltpolitisches Gewicht selbstbewusst demonstrierte. Obamas Bereitschaft, mit China zu kooperieren, änderte weder Pekings Haltung gegenüber Iran noch gegenüber Nordkorea. Alles Gründe, sich Indien mehr zuzuwenden.

Indische Mittelständler gehen weltweit auf Einkaufstour

Indien zählt wie China zu den Gewinnern der Weltwirtschaftskrise. Zwischen Juli und September legte Indiens Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 7,9 Prozent zu. Der Wert des indischen Börsenleitindexes hat sich binnen eines Jahres verdoppelt. Und Indien ist erst in der Frühphase des Wirtschaftsaufschwungs - so wie China vor zehn Jahren.

Ministerpräsident Manmohan Singh ist der Architekt dieses Aufschwungs. Als Indien 1992 kurz vor dem Staatsbankrott stand, hat er als Finanzminister das Land zur Welt geöffnet - und so die Wende geschafft. Dass er im Mai vergangenen Jahres nach seiner ersten Amtszeit seit 2004 als Regierungschef wiedergewählt wurde, hat es in der indischen Geschichte seit Jawaharlal Nehru nicht mehr gegeben.

Jetzt gehen indische Mittelständler weltweit auf Einkaufstour, indische Pharmakonzerne kaufen Labore in den USA, und Indians Industriegigant, Reliance Industries, ist dabei, die weltweite Nummer 1 unter den Kunststoffherstellern, Lyondell-Basel Industries AF, für mehr als 12 Milliarden Euro zu übernehmen. Die Inder bejubeln die Erfolge ihrer Industriekönige wie die Deutschen die Siege ihrer Fußballnationalmannschaft. Eine Nation im Aufbruch.

Das aber täuscht die indische Regierung nicht über die noch zu bewältigenden Probleme hinweg:

die mangelhafte Infrastruktur,
eine überbordende staatliche Bürokratie mit entsprechender Korruption,
bei einer Gesamtbevölkerung von 1,2 Milliarden Einwohnern, 300 Millionen Analphabeten und 480 Millionen Menschen, die unterhalb der Armutsgrenze von 1,25 US-Dollar pro Tag ihr Dasein fristen.

Ministerpräsident Singh kämpft dagegen an: In den nächsten drei Jahren werden 70 Milliarden US-Dollar in Straßen investiert mit Millionen neuer Arbeitsplätze. Die bisherigen Strukturreformen haben 300 Millionen Menschen - die Zahl entspricht ungefähr der der US-Gesamtbevölkerung - aus der Armut befreit.

Voraussetzung für weiteres Wachstum: Frieden mit den Nachbarn

Um dieses Wirtschaftswachstum fortzusetzen, ist es für Indien überlebenswichtig, Frieden in seiner Nachbarschaft zu gewährleisten. Davon können die USA selbst nur profitieren, steht doch Indiens Nachbarschaft - Afghanistan, Pakistan - im Zentrum US-amerikanischer Außenpolitik.

Indiens Verhältnis zu China ist trotz aller erheblichen Verbesserungen der beiderseitigen Beziehungen auch in der zweiten Amtszeit Singhs nicht frei von Spannungen und Misstrauen. Pekings Bündnis mit Pakistan ist Delhi ein Dorn im Auge. Noch nicht gelöste Grenzfragen führen immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen China und Indien an der beiderseitigen Grenze.
Pakistan ist Indiens historischer Rivale. Seit dem - in Pakistan vorbereiteten - Bombenattentat im November vergangenen Jahres in der indischen Finanzmetropole Mumbai, das 163 Menschen das Leben kostete, sind die indisch-pakistanischen Beziehungen auf einem Tiefpunkt angelangt. Singh hat zwar besonnen reagiert und Islamabad eine engere Zusammenarbeit in der Terrorismusbekämpfung unter bestimmten Bedingungen in Aussicht gestellt. Aber er hegt berechtigte Zweifel an der innenpolitischen Überlebensfähigkeit des pakistanischen Präsidenten Zardari.
Die Instabilität Afghanistans wirkt sich über Pakistan unmittelbar auf Indien aus. Deswegen ist Indien mit mehr als 1,3 Milliarden US-Dollar der größte regionale Finanzier von Wiederaufbauhilfe in Afghanistan - militärisch kann Indien den internationalen Militäreinsatz dort nicht unterstützen, da sich Pakistan sofort militärisch umzingelt sähe. Bei der Umsetzung der neuen westlichen Afghanistan-Strategie kommt einem breiteren regionalen Ansatz und damit nicht nur Pakistan, sondern auch Indien eine entscheidende Rolle zu.


Inderica könnte die Zukunft gehören

Eine zweifelsohne intensivierte politische und wirtschaftliche Kooperation Indiens und Chinas verhindert einen gleichzeitigen Wettbewerb um Einflusszonen in Asien allerdings nicht. Angesichts dieser Konkurrenz haben die amerikanisch-chinesischen Beziehungen und ihre diversen Kurswechsel eine unmittelbare Auswirkung auf die Sicherheits- und Wirtschaftsbelange Indiens.

Indien hat ein Interesse an einem friedlichen wirtschaftlichen und politischen Wiederaufstieg Chinas. Aber an einer amerikanisch-chinesischen Sonderbeziehung im 21. Jahrhundert als einer Art neuen "G2" neben G8 und G20 zu Lasten Indiens kann ihm nicht gelegen sei. Auch die USA selbst müssen ein unmittelbares Interesse daran haben, einerseits die Entwicklung der Weltmacht China zu fördern, aber gleichzeitig seine Hegemonialinteressen durch eine Stärkung Indiens auszutarieren. Eine Korrektur der amerikanischen Asienpolitik, die sich bisher zu sehr auf China konzentrierte, bedarf daher einer sehr viel umfassenderen Einbeziehung Indiens.

China hat die entscheidende Systemfrage noch nicht gelöst: Wie will die chinesische KP dauerhaft begründen, dass sie der Bevölkerung - wie auch der wachsenden Zahl von chinesischen Multimillionären - die Beteiligung an der politischen Willensbildung verweigern will? Bisher bringen rigide Unterdrückung von abweichender Meinung und die boomende Wirtschaft in China die chinesische Bevölkerung zum Schweigen. Aber irgendwann wird auch das Wirtschaftswachstum Chinas seine Grenzen erreichen. Und dann?

Indien als größte Demokratie der Welt hat indessen die Systemfrage beantwortet, nicht überall perfekt, aber im Grundsatz. Indien ist deswegen weniger effizient, die Strukturreformen dauern länger, aber seine politische Regierung ist demokratisch legitimiert und damit stabiler. Und: Das Land ist jung. 54 Prozent der Inder sind jünger als 25 Jahre, während China alt wird, bevor es reich wird.

Inderica gehört die Zukunft - wenn die USA und Indien es wollen.

Dienstag, 23. Februar 2010

another day mit kaemmen und spinnen....




Bevor es wieder zur Produktuion geht...und da kommt noch einiges auf uns zu...einen kleinen kulinarischen Abstecher. Indien und hier im besonderen Tamil Nadu ist ein Paradies fuer Vegetarier. Ich liebe das tamilische Fruehstueck mit Idli, Idli Wada und Masala Dosa und mittags ein Thali mit Lemonrice. Die Qualitaet und vor allem die Preise die man zahlt koennen schon viel aussagen. Hier im Hotel kostet ein durchschnittliches Essen 400 Rupien, gestern mit dem Kollegen von Prem hatten wir ein excellentes Thali fuer 45 Rupien...OK...non AC. Eines ging mir in Indien aber immer ab, es gab keinen guten Capuccino. Das hat sich mit der indischen Kaffekette Cafe Coffee Day (oder einfach CCD) geaendert. Die indische mittelklasse Jugendlichen und ich lieben es, die Teenager um Maedels und Jungs zu treffen, ich wegen dem Capuccino.




Und nun weiter mit dem Verarbeiten der Baumwolle...in weiteren Reinigungsprozessen wird die Baumwolle soweit verfeinert, dass von urspruenglich 100 % noch 30-35% fuer die Weiterverarbeitung ueberbleiben, die dann fuer das Spinnen verwendet werden. An dieser Stelle ein kleiner Abstecher zu den Baumwollpreisen und damit letztlich zu den T-Shirtpreisen. Der Preis fuer ein amerikanisches Pfund (rund 500 gram) Baumwolle betrug diese Woche etwa 0,80 Dollar an der Warenterminboerse. Fuer die Tshirtproduktion kann man aber nur ein drittel der Rohbaumwolle nutzen (aus 100 kg Rohbaumwolle erhält man etwa 35 Kilo Fasern, 62 Kilo Samenkörner und drei Kilo Abfall), davon ausgehend, dass ein T-Shirt in etwa 200 gram wiegt, liegt schon der reine Baumwollpreis fuer ein T-Shirt bei 0,80 bis 1,00 Dollar, also 0,60 bis 0,75 €. Dieser Preis mag marginal schwanken, je nach Qualitaet und Region, gibt aber eine Idee, wie Preise kalkuliert werden muessten.

Nachdem die Rohbaumwolle weitgehend gesaeubert ist, drückt eine Kardierungsmaschine die einzelnen Baumwollfasern zu Bändern zusammen. Wertigere Textilien werden dann noch zwei weiteren Prozessen unterzogen. Das kaemmen, oder wie hier, das 2malige kaemmen, auch supergekaemmt genannt. Hierbei werden hervorstehende Fasern entfernt, damit das Endprodukt eine glattere Oberflaesche bekommt.







Der zweite Prozess ist das reduzieren, auch Simplex genannt. Hier wird der Faden einer Prozedur unterzogen, wobei die Baumwolle vorgeschrumpft wird. Dieser Prozess ist notwendig, um beim Endprodukt die Einlaufwerte beim Waschen auf ein Minimum zu reduzieren.




Wenn die Baumwolle geschrumpft ist, geht sie in die Spinnerei. Die immer noch relativ groben Baumwollspulen, werden dort weiter zu duennen Faeden reduziert. Die einzelnen Spulen gehen dann zum letzten Schritt in diesem Produktionsabschnitt, zum winding, oder in deutsch zum wickeln.

Hier werden die kleinen Spulen zu grossen zusammen gefuehrt, um dann diese Hallen in Richtung, Knitting, Strickerei zu verlassen.



























Bis dato haben wir also die Rohbaumwolle nur zu dem Faden gemacht, der notwenig ist, um Stoffballen zu stricken. In diesem Bereich sind bis zu 150 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beschaeftigt. Die Investitionen die fuer den Maschinenpark getaetigt werden muessen sind enorm.

Die gesamte Produktion unterliegt den strengen Auflagen des SA 8000 Standarts. Dieser regelt die Arbeitszeiten, die Entlohnung und verschiedene andere Auflagen, die jaehrlich kontrolliert werden. D.h. die Arbeitsbedingungen dort entsprechem einem hohen sozialen Standart, der vom Produzenten und letztlich vom Konsumenten bezahlt werden muss…aber auch hierzu an anderer Stelle mehr.

Bevor ich nun einen break mache und ins CCD gehe, um meinen Capuccino zu trinken moeche ich mich ganz besonders bei Mr Ravi und Mr Gopal bedanken. Die beiden haben sich bis dato 2 Tage Zeit genommen, um mir die Produktionsablaeufe zu erklaeren. Ich hoffe, meine Fragen und vielen Nachfragen waren nicht also laestig, hatte aber den Eindruck, dass beide das gerne und auch mit einem gewissen Stolz erledigt haben. Und das mir das Essen vorzueglich geschmeckt hat und ich es am 2ten Tag unbedingt wieder wollte hat uns wirklich naeher gebracht...also ihr beiden....khao, pio, maschaa karo!!!

Montag, 22. Februar 2010

reissen, spinnen, kaemmen.....




Nachdem die Baumwolle geerntet und zum Nachreifen und Trocknen ca. 30 Tage gelagert wurde, wird sie an das Lager der Produktion geliefert Die Rohbaumwolle ist in Ballen gepresst, die in etwa 170 bis 200 KG wiegen.



An den Fasern hängen noch schwarze Samenkörner, die manchmal klebrig sind und es stecken in den Fasern Stücke der holzigen Fruchtkapseln und Blätter. Die ersten Arbeitsprozesse zur Verarbeitung sind deshalb das reinigen der Rohware.





Zuerst werden die Ballen aufgerissen und von den ersten ganz groben Schmutzpartikeln gereinigt.















Die aufgerissene Baumwolle wird gelagert und geht dann zum oeffnen, wo sie weiter gereinigt wird.







Die Baumwolle die wir hier sehen ist konventionelle Baumwolle und kommt aus Gujarat. Mit einer Stapellaenge von ca. 3 cm zaehlt die Baumwolle aus Gujarat zu den hochwertigen und eignet sich gut fuer die Produktion von T-Shirts die bedruckt werden sollen. Rohbaumwolle ist umso wertvoller, je länger die Fasern sind (Stapellänge). Denn lange Fasern lassen sich gleichmäßiger zu Garn verzwirnen das dann besonders fein ist.

Tirupur-Tamil Nadu-India - Arrival


So nun bin ich wieder in Tirupur, Tamil Nadu, India. Flug von Goa, ueber Mumbai nach Combatore. Dort wartete schon ein Wagen, um mich abzuholen und wie beim ersten Besuch wohne ich im Hotel Velan, das beste am Ort und Unterkunft fuer alle die geschaeftlich in Tirupur zu tun haben. Inder, Japaner, Koreaner, Amerikaner, Russen, Spanier, Franzosen, Schweizer...sprich sie kommen aus der der ganzen Welt...obs am dresscode liegt?



Tirupur hat heute in etwa eine Million Einwohner, genau weiss man es nicht. 1970 waren es noch 100.000…. Beruehmt ist die Stadt als Standort fuer die Baumwollindustrie, die vornehmlich fuer den Export produziert. Ca. zweidrittel der indischen Baumwollstrickwaren kommen von hier. An Betrieben gibt es von kleinst, ueber mittelgrossen bis hin zu Betreiben von bis zu 20.000 Mitarbeiterinnen alles. Dementsprechend, vermute ich, wird auch in Sachen Arbeitsbedingunen, Umweltstandarts etc. alles zu haben sein und nahezu jede Preisvorstellung der auslaendischen Kunden bedient werden kann.



Die kommenden Tage werde ich bei der Produktion der Prem Group verbringen. Prem und Switcher sind seid ihren Gruendungstagen eng verbunden und sicher einer, vielleicht der Vorreiter fuer bessere Arbeits- und Umweltstandarts in Tamil Nadu. Aber dazu werde ich an anderer Stelle berichten. Ich freue mich, dass mein geschaetzter Kollege und Textilfachmann Angelo auch gerade in Tirupur ist und mir mit Rat zur Seite steht. Ich mag ihn besonders gerne, a) weil er immer noch lange Haare hat und b) ein scharfes Motorrad faehrt…eine Enfield Machismo 500 cc…mit einem megasound….und c) Indien, das Land, die Menschen und die Gepflogenheiten schaetzt und bestens kennt.















Mein Anliegen die kommenden Tage wird sein, zu dokumentieren was alles notwenig, beziehungsweise welche Arbeitsprozesse notwenig sind um ein simples T-Shirt herzustellen. Nicht beruecksichtigt ist alles was mit dem Anbau und der Ernte der Baumwolle zu tun hat, auch dazu an anderer Stelle mehr.

Donnerstag, 18. Februar 2010

Buchtip "Baumwolle weltweit"


Baumwolle weltweit
von Christina Kleineidam, Hans Peter Jost
ISBN-10:
3-03778-200-5

Erschienen bei:
Lars Müller Publishers
Photograph: Hans Peter Jost
Kurzbeschreibung

Baumwolle wird auf allen Kontinenten unter den unterschiedlichsten Umwelt- und Produktionsbedingungen angebaut. Sie ist ein wichtiger Rohstoff für eine vielfältige und profitträchtige Wertschöpfungskette und wird weltweit an den Börsen gehandelt. Baumwolle steht im Mittelpunkt des Streits um Agrarsubventionen und ist ein wichtiges Instrument in der Entwicklungshilfe. An ihr haben internationale Chemiefirmen ebensoviel Interesse wie Vertreter der ökologischen Landwirtschaft, denn sie verbraucht im Vergleich mit anderen Kulturpflanzen die grösste Menge an Wasser, Dünger und Pestiziden. Vom Produzenten zum Konsumenten ging die Baumwolle schon zu Kolonialzeiten um die Welt, heute haben sich lediglich die Routen verändert. So kann es sein, dass Baumwollfasern aus Texas zur Verarbeitung nach China geschickt werden, von dort auf den Laufsteg in Paris gelangen um schliesslich in der Altkleidersammlung nach Afrika zu reisen, wo sie als Secondhand-Mode getragen werden. Der Fotograf Hans Peter Jost hat auf seinen Reisen nach Indien, China, Brasilien, Amerika, Usbekistan, Mali und Tansania ein fotografisches Portrait der Baumwolle geschaffen: das Leben der Baumwollbauern und ihre Arbeitsbedingungen, den Anbau, Ernte, Verarbeitung und Vermarktung der Baumwolle. Christina Kleineidam, die den Fotografen auf seinen Reisen begleitet hat, beschreibt das Gesehene, und gibt Hintergrundinformationen zu den spezifischen Problemen der einzelnen Länder. Die Ökonomin Pietra Rivoli erläutert in ihrem Vorwort die globalen Zusammenhänge von Anbau und Vermarktung der Baumwolle.

Dienstag, 16. Februar 2010

Fruit of the loom....



Diese Maschine erntet in etwa 25.000 KG am Tag. Kann aber nur laubfreie Pflanzen abernten, sodass die Felder vor der Ernte chemisch entlaubt werden muessen. Anschaffungskosten ca. 500.000 Dollar. Trotzdem ist die Erntequalitaet weniger gut, weil auch unreife und ueberreife Kapslen abgeerntet werden.



Diese Frau erntet in der gleichen Zeit etwa 60 KG. Die reifen Pflanzen muessen nicht entlaubt werden, um sie zu ernten. Tageslohn 1 bis 2 Dollar. Dafuer ist die Qualitaet von handgepfluckter Baumwolle hoeher, weil nur die reifen Faserbueschel geerntet werden.

Sonntag, 14. Februar 2010



Mein Freund Jerry aus Tirupur hat mal gesagt: "In Indien gibt es zwei Dinge, die jede positive Entwicklung schwer bzw zunichte machen. Korruption und Bollywood."

Dieser Artikel aus Spiegel online von heute ist ein klasse Beispiel, wie man mit Humor und Cleverness etwas tun kann. Hut ab und respect vor dieser Idee. Anarchistisch im wahrsten Sinne! Hier der Artikel...

Sie sind täuschend echt, aber wertlos - aus Ärger über gierige Beamte hat ein findiger Korruptionsbekämpfer falsche indische Banknoten drucken lassen. Auf den Geldscheinen mit Gandhis Konterfei steht "Null Rupien". Eine prima Idee: Mittlerweile dienen sie Tausenden zum Protest gegen Bestechlichkeit.

Vijay Anand war verärgert, als er wieder einmal vor einem indischen Beamten stand, der keine Anstalten machte, seine Arbeit zu erledigen. Dabei wusste er: Würde er jetzt einen Geldschein zücken, hundert Rupien vielleicht, knapp 1,60 Euro, würde es sicherlich schneller gehen. Aber Anand hatte keine Lust, Schmiergeld zu zahlen.

Zurück in den USA erzählte der indischstämmige Physikprofessor an der University of Maryland Freunden von seinen Erfahrungen in Indien: Ständig und überall müsse man Leute bestechen, damit sie ihren Job machen. Gemeinsam kam ihnen die Idee, man müsste Geldscheine ohne Wert drucken, die man den Bestechlichen bei solchen Gelegenheiten zustecken könne. Das wäre eine höfliche, aber sehr deutliche Art, nein zu sagen.


Und tatsächlich: Erste Versuche zeigten, dass die Idee funktionierte. Die Geldempfänger reagierten peinlich berührt - und erledigten ihre Arbeit auch ohne Geldgeschenk plötzlich schnell und zuverlässig. Anand, Gründer und Präsident einer Anti-Korruptionsorganisation mit dem selbstbewussten Namen 5th Pillar, die "fünfte Säule", überlegte sich daraufhin, die Scheine im großen Stil herzustellen. Er ließ 25.000 Stück drucken und in der indischen Metropole Chennai, ehemals Madras, verteilen.

Null-Rupien-Scheine sind ein voller Erfolg

Seither kursieren in Indien viele Geschichten über den Erfolg der Kampagne in dem Land, in dem laut einer Studie von Transparency International vor allem arme Menschen überproportional viel Schmiergeld zahlen müssen. So wollte der Organisation zufolge etwa eine alte Frau ihr kleines Grundstück am Stadtrand von Chennai beurkunden lassen. Sie brauchte das amtliche Papier als Sicherheit für die Bank, um dort einen Kredit für die Ausbildung ihrer Enkeltochter zu bekommen. Der Beamte im Bundesstaat Tamil Nadu machte unmissverständlich deutlich, dass die Bearbeitung ohne zusätzliche "Gebühr" sehr lange dauern könne. Als die Frau ihm daraufhin den Null-Rupien-Schein über den Tisch schob, soll er so beschämt gewesen sein, dass er der Frau einen Tee anbot und ihr das gewünschte Dokument innerhalb weniger Minuten aushändigte.

Die indische Zeitung "Mail Today" berichtet von einem Fall bei der indischen Bahn. "Der Schaffner sagte, ich müsse noch eine Stunde warten, bevor ich den Zug betreten darf, obwohl es noch etliche freie Plätze gab", zitiert das Blatt einen Mann mit dem Namen Ravi Sundar, der von Chennai in die Stadt Coimbatore fahren wollte. "Als ich ihm den Null-Rupien-Schein in die Hand drückte, durfte ich plötzlich den Waggon betreten." Der Schaffner habe ihn zwar immer wieder angestarrt, aber nichts gesagt.

Ob diese Geschichten stimmen, lässt sich nicht überprüfen. Ein Erfolg, sagt A. Subramani, Sprecher von 5th Pillar in Chennai, sei die Aktion trotzdem. "Die ersten Geldscheine haben wir im Jahr 2007 verteilt. Bis heute haben wir mehr als eine Million davon unter die Leute gebracht", sagt er.

Protestnote in fünf indischen Sprachen

Und die Empfänger seien überwiegend arme Leute: Menschen ohne Arbeit oder mit nur einfachen, gering bezahlten Jobs sowie Schüler und Studenten. "Die können sich selbst wenige Rupien Bestechungszahlungen nicht leisten." Der Grundgedanke sei aber, dass Bestechung immer schlecht sei - egal um welche Summe es sich handele.

"Beseitigt Korruption auf allen Ebenen", steht deshalb auf den Protestnoten, die wie alle indischen Geldscheine mit dem Konterfei von Mahatma Gandhi versehen sind. Inzwischen kann man die Scheine auch im Internet herunterladen und sich farbig ausdrucken, je nach Region, in der man damit "bezahlen" will, mit Protesten in den Sprachen Hindi, Tamil, Telugu, Kannada oder Malayalam.

Auf der Rückseite der vermeintlichen Geldnoten steht allerdings sicherheitshalber, dass es sich bei diesem Schein nicht um ein Zahlungsmittel handele. Wer den Schein erhält und dann doch noch genauer hinschauen mag, findet einen Aufruf zur Bekämpfung von Korruption sowie die Telefonnummer von 5th Pillar.

Anti-Korruptionskämpfer Anand glaubt, dass diese Art von Protest eine große Wirkung hat: Zwar stehe in Indien auf Korruption Gefängnisstrafe, aber korrupte Menschen hätten bislang kaum mit Widerstand rechnen müssen. Deshalb sei das Kassieren von Bestechungen zur Normalität geworden. Mit den Null-Rupien-Scheinen hätten nun aber selbst arme Menschen die Chance, ohne großen Aufwand ihren Unmut kundzutun und die Bestechlichen in Erklärungsnot zu bringen.

Samstag, 13. Februar 2010

Ein paar Gedanken zu dem Artikel “Der weisse Berg”

Ich denke es liegt im Westen eine grundlegend falsche Annahme bezueglich Biocotton zu Grunde. Ob genmanipulierte, konventionelle oder Biobaumwolle, der Tragekomfort unterscheidet sich ueberhaupt nicht. Das Bioshirt ist nicht zwingend gesuender (es ist auch gefaerbt und behandelt und in Containern verschickt worden) noch schmeckt es besser. Das ist bei Biomilch, Kaese, Tomaten oder Fleisch was anderes. Wer das konsumiert hat einen persoenlichen, direkten Vorteil. Es ist gesuender , nahrhafter und vor allem, schmeckt besser.

Nach meiner Meinung gaebe es nur einen einzigen Grund, Biobaumwolle zu unterstuetzen. Den, das der Anbau von Biobaumwolle, die Lebensqualitaet der Anbauer verbessert. Also ihr Einkommen erhoeht, Abhaengigkeiten verringert und gesundheitliche Risiken minimiert.

Hoeheres Einkommen: Kurzfristig koennte das mit einer hoeheren Produktivitaet erreicht werden. Mittel und Langfristig ist der “immer mehr Wachstum Weg” aber eine Sackgasse. Die Zeche zahlen letztlich wieder die Anbauer. Die Preise fallen und der Mehrwert der anfaellt wird am Ende der Kette (bei H&M, Kik und co) abgeschoepft. Eine Alternative koennte sein. Statt die Quantitaet die Qualitaet zu erhoehen. Eine hohe Qualitaet koennte genutzt werden, um langfristige Liefervertraege mit serioesen Abnehmern zu treffen.

Abhaengigkeiten verringern: Die Bauern und Farmer in Indien haben keine Lobby. Auch wenn der ein oder andere Politiker auch heute noch im Nehru und Ghandilook daherkommt, interessiert die Belange der Landbevoelkerung nur kurz vor Wahlen. Dann wird versprochen und vielleicht sogar mit einem T-Shirt und ein paar Rupien beschenkt. Nach den Wahlen passiert in der Regel nichts bis fast nichts.

Das sieht in Europa und was Baumwolle angeht, vor allem in den USA voellig anders aus. Die Agralobby ist dort so maechtig wie die Ruestungslobby. Vielleicht hat das in den USA auch historische Gruende, ein guter Teil des Reichtums wurde mit dem Anbau von Baumwolle geschaffen, auf dem Ruecken afrikanischer Sklaven.
Die Subventionen dort zerstoeren jedwede positive Entwicklung in den Anbaugebieten in Asien und Africa. Ein Beispiel, was das Dilemma verdeutlicht. Der Durchschnittsertrag eines Baunmwollfarmers in Asien und Africa liegt bei einem bis zwei Dollar am Tag. Die beste Erntemaschine auf dem Markt in den USA, kostet etwa 500.000 Dollar.

Ich habe keine abschliessende Meinung ueber den Vorteil und Nutzen von genmanipulireter Baumwolle. Vielleicht ist es tatsaechlich so, dass diese Planzen unter bestimmten Bedingungen einen hoehern Ertrag erzielen, weniger Wasser und weniger Pestizide benoetigen.

Da ich das Privileg einer, alles in allem, guten Bildung und Ausbildung genossen habe. Mir saemtliche Informationskanaele offen stehen und ich mich mit schlaueren Menschen als ich selbst austauschen kann habe ich mit genmanipulierter Baumwolle ein entscheidendes Problem. Der Markt wird im Prinzip von einem einzigen Konzern beherrscht. Monsanto. Der einzige Geschaeftszweck (frueher war es mal Agent Orange, Vietnam…) dieses Monsters ist die Profitmaximierung durch Schaffung von Abhaengigkeiten. Die Baumwollsorten von Monsanto sind patentierte Hybride, d.h. das Saatgut muss jedes Jahr neu gekauft werden, von Monsanto. Und so wird wieder einmal im Westen extremer Reichtum generiert, auf dem Ruecken Asiatischer und Africanischer Bauern. Kommt mir irgendwie bekannt vor…

Gesundheitliche Risiken minimieren: Ich verstehe erstmal jeden Farmer der, anstatt das Unkraut gebueckt jeden Tag auszurupfen, lieber zur chemischen Keule greift. Ist schlicht weniger anstrengend und hat einen schnellen Effekt.

Mit Kuhdung duengen, die Baumwolle mit der Hand ernten, die Felder im Abendlicht mit Neem berieseln… hoert sich romantisch an. Summertime and the living is easy, fish are jumping and the cotton is high…yeah….aber das ist knochenharte Arbeit und vor allem knochenharte Arbeit fuer einen Hungerlohn.

Nach meiner Erfahrung haengt Gesundheit vor allem mit 2 Faktoren zusammen. Einkommen und Bildung. (wie war das noch mit den dicken kindern von harz4 empfaengern…?)

Der Artikel “Der weisse Berg” thematisiert zu recht die voellig ungerechte Verteilung der langen Wertschoepfungskette bei Textilien. Auch wenn die Baumwollpreise im letzen Jahr wieder etwas gestiegen sind (auch ein Grund weshalb die Biobaumwolle im Vergleich zu konventioneller weniger Ertrag abwirft), sind diejenigen auf den Baumwollfeldern die, die so gut wie nicht profitieren. Der Mehrwert wird zu 80% im Westen abgegriffen und von den restlichen 20 % bleiben vielleicht 2% beim Anbauer. (diese Zahlen muesste man mal recherchieren, aber ich gehe eine Wette ein, dass ich mit dieser Schaetzung verdammt richtig liege).

Zusammenfassend schliesse ich daraus. Die Lager mit Biobaumwolle sind ueberfuellt. Aber ist das ein Grund keine Biobaumwolle anzubieten und zu kaufen? Ich meine das Gegenteil ist der Fall. Richtig ist, dass nicht alles glaenzt was Gold ist und das die guten Menschen in den reichen Laendern, die den guten Menschen in den armen Laendern helfen wollen oft nerven und anstrengend und daneben sind. Richtig ist, dass man auch augenscheinlich gute Projekte kritisch hinterfragen muss und das das kuerzel NGO nicht fuer moralisch unantastbar steht und der ein und der anderen etwas Selbstkritik gut zu Gesicht stehen wuerde. Richtig waere sicher auch, mal in Erfahrung zu bringen, welche Beduernisse in Gujarat und Mali in Usbekistan und in Xinjiang bestehen.

Eine Veraenderung zum besseren kann nach meiner Meinung nur gemeinsam funktionieren. Aber da bin ich Pessimist…

Freitag, 12. Februar 2010

Habe gestern einen sehr interessanten Artikel gelesen. “Der weisse Berg” behandelt die Problematik eines Ueberangebotes von Biobaumwolle und wie dies die auf Bio umgestiegenen Kleinbauern unter Druck setzt. Hier eine unverbindliche Zusammenfassung.

Quelle:
Brand Eins - Wirtschaftsmagazin, Heft 02, Feb. 2010, S. 29-32

den ganzen Artikel gibt es unter: http://www.abisz.genios.de/r_sppresse/daten/presse_be/20100129/be.011029008.html


Die weltweit rund 222.000 Biofarmer haben ein Problem schreibt die Nonprofit Organisation Organic Exchange. Die Lager mit Biobaumwolle sind noch nicht geleert und fuer dieses Jahr wird eine Ernte erwartet, die mit rund 60.000 bis 90.000 Tonnen ueber dem Bedarf liegt, was laut Bericht in etwa dem Jahresverbrauch entspricht.

Dies verwundert, denn man liest doch allerorts, dass Bio, trotz Krise, im Aufwind ist. Richtig, trifft aber vor allem auf den Lebensmittelsektor zu. Der Anteil von Biobaumwolle am Gesamtmarkt liegt nachwievor bei ca. 0,5 % und hat in den letzten Jahres nicht merklich zugenommen. Trotz eines Hypes im Westen, der hoehereZahlen suggeriert, liegt dieser winzige Anteil noch ueber der Nachfrage. Das Angebot an Bio wurde erhoeht, ohne das die Nachfrage im gleichen Masse gestiegen waere.

Dieses Missverhaeltniss schlaegt sich im aktuellen Preis fuer Biobaumwolle wieder. Es scheint nicht mehr zwingend, dass fuer Biobaumwolle merklich hoehere Preise erzielt werden. Damit schwindet auch entscheidenter Grund, weshalb Farmer auf Bio umstellen sollen. Das Angebot hat sich vom Markt entkoppelt. Die Zeche zahlen die Bauern, denen man schwerlich vorwerfen kannn, dass sie die Marktlage nicht erkennen.

Im Gegensatz zu Lebensmittel unterliegt die Baumwolle einem extrem langen Prozess, bevor sie beim Endverbraucher im Laden steht. Aussaat, Ernten, entkernen, Pressen, spinnen, faerben, weben, naehen… Diese langen und aufwendigen Prozesse machen eine serioese Zertifizierung schwierig. Um Transparenz zu schaffen, bieten verschiedene Organisationen Produktlabel und Siegel, mit entsprechenden Standarts an, die dem Verbraucher sicher stellen sollen, dass dieses Produkt die hoehen Umwelt und sozialen Standart erfuellt.

In der Praxis ist dieses aufwendige System nur schwer lueckenlos zu kontrollieren. Dies beguenstigt Betrug, Spekulation, hohe Kosten von der Farm bis zum Laden und damit die Attraktivitaet des Systems fuer die einzelnen Mitspieler, die alle ein Interesse daran haben, dass immer mehr produziert wird.

In diesem Zusammenhang ist auch die Rolle der Zertifizierer kritisch zu hinterfragen. Auch NGOs wollen moeglichst grosse Erfolge vermelden und jede einzelne verfolgt auch ihre eigenen Interessen. Jedes neue Zertifikat, dass gegen Bezahlung angeboten und /oder verlangt wird, ist ein zusaetzliches Geschaeft. Jeder neue Biofarmer ein neuer Kunde.

Der Druck der, aufgrund der Marktsituation, auf den Farmern lastet beguenstigt Betrug. Mit dem steigenden Druck lernen auch dei Farmer, wie sie von der Undurchsichtigkeit des Systems profitieren koennen. Da es kaum moeglich ist, jede einzelne Faser zu pruefen, wird konventionelle und/oder gentechnsich veraenderte Baumwolle mitverarbeitet. Indiens Farmer haben erfahren, dass ihnen der kleine Trick zu kurzfristigen Ertragssteigerungen verhilft. Sie kommen bei fallenden Preisen doch noch auf ihre Kosten. Auch das ist einer von vielen Gruenden, warum das Angebot an Biobaumwolle steigt.

Nach der Ernte beginnen die weiteren Etappen, bis die Ware letztlich den Verbraucher im Westen erreicht. Eine Transparenz der gesamten Produktions- und Lieferkette waere wuenschenswert, ist jedoch eher Wunsch als Wirklichkeit.

Die Biobaumwolle wird nicht an den Boersen gehandelt, noch gibt es grundsaetzlich langfristige Liefervertraege. Die Baumwollhaendler verhandeln mit den Kleinbauern und Kooperativen jede Saison neu. Vieles bleibt im Dunkeln und foerdert die Spekulation.

Die Preisentwicklung bis zum Endprodukt ist schwer durchschaubar. Wenige Markteilnehmer verhandeln mit wenigen Baumwollhaendlern, wodurch potenziell monopolartige Gebilde entstehen. Wie jede Ware, wuerde sich auch Biobaumwolle besser verkaufen, wenn sie preiswert waere. Doch sie ist teuer, weil viele Zertifizierer auf unterschiedlichen Stufen daran verdienen und weil es das Biolabel nur gibt, wenn hohe Standarts eingehalten werden. Auf jeder Stufe der Wertschoepfungskette fallen neue Kosten an und neuer Profit wird generiert. Der Farmer profitiert davon am wenigsten.

Moeglichkeiten einer Loesung: Manche halten die Einfuehrung einer Boerse fuer sinnvoll, deren Preissignale Spekulationen verhindern, locale Abhaengigkeiten minimieren und Orientierung bieten koennte. Andere setzten auf mehr Transparenz in der der Endkunde den Weg der Ware bis zum Farmer verfolgen kann. Langfristige Abnahmevereinbarungen und leichter kontrollierbare Produktionswege waeren ein Weg.

Andere favorisieren die Biostandarts um Gentech zu erweitern, schliesslich haetten die Farmer in Indien sich laengst dafuer entschieden. Gegner dieser Meinung denken darueber nach, wie man die Ertraege ohne Gentech steigern koennte, so dass die Biofarmer mit der Genkonkurenz mithalten koennen.

Auch das Zertifizierungssystem wird in Frage gestellt, Zitat: “ Eigentlich ist es pervers – wir verlangen von den Unschuldigen einen Unschuldsbeweis”.

Mittwoch, 10. Februar 2010

Gestern Abend waren wir mit mehreren Freunden und Bekannten essen, sehr lecker. Sublime in Saligao, falls mal einer in der naehe ist.... Fuer den Anlass hatte ich das Thomas D. T-Shirt, Kennzeichen D, angezogen. Wollte mal klaeren, ob die Reaktion auf dieses Shirt so ausfaellt wie bei mir.Damals hies es, das Shirt ist aus Bamboo. Ich: Wau, super, toll, ist ja cool.

Gestern bei meinen oeko Freunden die gleiche Reaktion...

Und das ist genau das Problem. Ich fand das toll und hatte und habe aber so gar keine Ahnung wieso eigentlich. Wir haben Bamboo in unserem Garten, es war mal viel mehr. Aber da wo Bamboo waechst, waechst nichts anderes mehr, Bamboo schlaegt Wurzeln ohne Ende. Bei mir im Garten (und der ist klein) waren 5 Menschen eine Woche beschaeftigt die Wurzeln zu entfernen. Die Alten in Goa wuerden keine Grundstuecke kaufen, auf denen ein Bamboohain steht. Angeblich sind da die boesen Geister. Ich vermute aber einen eher simplen Grund fuer die Geister, der Bamboo zerstoert jedes Gemaeuer. Man hatte nicht viel Chancen dagegen anzugehen...heute sind die Goaner nicht mehr so aberglaeubisch, es gibt ja Pestizide...

...also frage ich nach: Wieso findet ihr das denn toll, cool? Erste Unsicherheiten...ja Bamboo waechst doch ueberall und braucht wenig Wasser. Das kann ich bestaetigen, waessern mussten wir unseren Bamboo wenig. Aber bedeutet das auch, dass fuer die Herstellung des Shirts wenig Wasser verbraucht wird? Abgesehen davon ,dass in meinem tollen Bambooshirt auch 30% Baumwolle sind, weiss ich nicht, wie der Bamboo weiterverarbeitet wird, um daraus einen Stoff zu machen. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass dafuer Unmengen an Wasser drauf gehen. Was wird an Chemikalien benutzt, um die Fasern geschmeidig zu machen...oder ist es gar Bambooviskose? Dann sieht es mit der Oekobilanz schnell ganz beschissen aus.

Ich weiss in etwa, was an Wasser, Chemikalien und Salzen bei der Herstellung von Textilien aus Baumwolle verballert wird und ich bin mir ziemlich sicher, dass eine vernueftige Wiederaufbereitungs oder Recyclinganlage eher die Ausnahme in der Produktion darstellt.

Vielleicht ist das Shirt aus Bamboo tatsaechlich ein erstklassiges Oekoprodukt, auf alle Faelle bin ich mir sicher, dass Thomas D. das mit den besten Absichten zum Kauf anbietet. Letztlich stelle ich aber fest, dass statt Fakten eher das geglaubt wird, was man glauben will, bzw. das was sich gut anhoert und in das jeweilige Szenenschema passt. Und obwohl wir alle es besser wissen koennten (siehe z.B. Biokraftstoff, Palm oel, Zuckerrohr...)reagieren wir auf Marketing wie fast alle Menschen. Fresst Scheisse, 10 Millarden Fliegen koennen sich nicht irren...

Scheint, dass ich heute ziemlich angefressen bin. Wir fehlt ganz klar noch die indische Gelassenheit, Dinge eher positiv zu sehen und wenn die schon nicht positiv sind, die doch wenigstens zu ignorieren. Deshalb nehme ich mir folgendes vor:

1. Ich fahre morgen Vormittag mit meinen beiden Hunden an den Strand und ignoriere die Oelklumpen. Denke nicht an den ganzen Muell der auf dem Meeresgrungd liegt und die Scheisse von 1,5 Millionen Touristen die hier ins Meer geleitet werden.

2. Nachdem ich die Produktionsstaetten von Switcher kommende Woche besucht habe, werde ich eine Reise nach Gujarat planen und dort ein Zeit bei den Baumwollproduzenten verbringen.

3. Ich geniesse mein Bamboo/Cotton Shirt von Thomas D. weil der Tragekomfort ist prima.

4. Ich gehe heute Abend wieder mit guten Freunden essen und ziehe meine Anzugshose aus Wolle/Polyester an. Da gibt es keine Disko...weil die ist oekobilanzmaessig voellig daneben...steht mir aber prima.

Dienstag, 9. Februar 2010

Endlich wieder zu Hause. Nach fast drei Monaten in Europa, mit einer 10 taegigen Unterbrechung, werde ich mich erstmal wieder einfinden muessen. Nach ueber 7 Jahren in Indien sollte das eigentlich schnell gehen. Habe aber diesesmal das Gefuehl, es ist anders als sonst. Seit ein paar Wochen arbeite ich fuer den Schweizer Textilproduzenten Switcher. Es ist das erste mal in meiner beruflichen Laufbahn, dass ich jemand meine Arbeit und meine Erfahrung zur Verfuegung stelle, dass heisst jemand anderem wie "Die Toten Hosen" und dem "ABC (Assagao Birthing Center)"

Switcher habe ich ueber die letzte DTH Tour kennengelernt. DTH hatte mich gebeten, einen neuen Textilproduzenten zu finden. Vorgabe war: Transparenz der
Produktion, faire Bedingungen in der Produktion und gute Umweltstandards. Ueber ein paar alte Kontakte bin ich dann auf Switcher gestossen.

http://www.switcher.com/deutsch/ueber-switcher/

Das was ich von Switcher gehoert und recherchiert hatte, hoerte sich gut an und ich hatte den Eindruck, dass das nicht schon wieder ein Produzent ist, der auf die "ich gehoere zu den guten" Schiene aufgesprungen ist. Das Switcher in Indien produziert hat mir natuerlich auch gefallen und meiner Bitte, die Fabriken besichtigen zu koennen, wurde sofort zugesagt. Ich bin dann sehr zeitnah nach Tirupur in Tamil Nadu geflogen und habe mir die Produktion vor Ort angeschaut. War sehr beindruckend und kam meiner Vorstellung einer korrekten Textilverarbeitung schon sehr nah.

Als naechstes habe ich mir dann die Firmenzentrale in Lausanne angeschaut und hatte ein paar sehr gute Gespraeche mit der Geschaeftsfuehrung. Beide Besuche habe ich allerdings als Kunde von Switcher getaetigt und zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht ueber eine eventuelle Arbeit bei Switcher nachgedacht. An diesem Punkt ging es darum, ob die Switcher Stiftung und DTH ein gemeinsames Projekt in Tirupur unterstuetzen...aber dazu an anderer Stelle mehr...

Nach den DTH Sommershows bin ich dann fuer ein paar Wochen nach Hause geflogen und habe angefangen darueber nachzudenken, was ich nach der DTH Tour, ende 2009, machen soll. Das Birthing Center laeuft seid ein paar Jahren rund, administrative Aufgaben gibt es kaum noch, die Buchhaltung ist ueberschaubar, also kurz gesagt, fuer mich gibt es nicht mehr wirklich was tun.

Indien-Baumwolle-soziale Kompentenz-Merchandise/Enertainment-Produktion in Tamil Nadu-made with respect-Umwelt.... Vielleicht hat ja tatsaechlich alles seine Zeit und man sollte, wenn denn die Zeit gekommen ist, es nicht verpassen, die Gelegenheit auch zu nutzen. Und so bin ich dann zu diesem neuen Job gekommen, mit dem denkwuerdigen Titel "head of entertainment, europe"...

Samstag, 6. Februar 2010

Letzter Tag in Deutschland. Morgen geht es endlich wieder nach Hause. Es wurde viel geredet die letzten 4 Wochen, in Duesseldorf, Hamburg, Berlin,Basel, Lausanne und in Stuttgart. T-Shirts werden in Deutschland fuer 0,80 euro angeboten oder bei KIK fuer 1,99 euro verkauft....wer in der gesamten Herstellungs und Verwertungskette erzielt einen Gewinn? Der Farmer der das Saatgut, die Pestizide etc kaufen muss (weil BT Baumwolle), aussaeen, ernten...die Arbeiter in den Spinnereien, der Webereien, der Strickerei, die , die die Stoffe Faerben, Naehen.....? Was verdienen die Zwischenhaendler, was kostet der Transport von dem Baumwollfeld bis zum Kunden in Deutschland....wem bleibt was? Wie sehen die Lebens- und Arbeitsbedingugnen in den Produktionslaendern aus, wer braucht was? Und wuerde sich an diesen Bedingungen irgendetwas aendern, wenn die Shirts das doppelte kosten wuerden...? Nicht zwingend....

Am Anfang war das Shirt aus Baumwolle

Es ist nun 25 Jahre her, voellig abgebrannt kam ich von meiner ersten Asienreise zurueck und brauchte eine Arbeit, einen Job um etwas Geld zu verdienen um wieder auf Reisen zu gehen. Irgendwie landete ich bei Reproman, eine Textildruckerei auf der Rondsdorferstrasse in Duesseldorf. T-Shirts drucken, T-Shirts aus Baumwolle... so fing alles an... Die Toten Hosen, logisch, Fury in the Slaughterhouse, Morgoth, Helge Schneider, Ramones, Einstuerzende Neubauten, Kraftwerk, Iced Earth, Lurkers, Onkel Hotte und der kleine Tierfreund....alles alles auf Baumwolle. Das groesste Highlight war eine Kombo names Gesocks, 100 T-Shirts aus Baumwolle, Druck einfarbig schwarz.... bestellt von der tollsten Frau des Universum....dass ist nun 2 Toechter und eine Enkeltochter her....Ich liebe sie noch immer.... aber zurueck zum Thema. In diesem Block wird es um Baumwolle gehen, die aelteste Kulturpflanze der Welt, das weisse Gold, Segen und viel zu oft Fluch.