Sonntag, 7. März 2010

Es geht auch anders...

Als Einstieg verzichte ich heute auf ein weiteres Foto des Flusses Noyyal, bleibe aber noch bei dem Thema faerben. Meine Erfahrung in Indien ist die, dass es manchmal, OK ich bin ehrlich, dass es immer ganz uebel kommen muss, bis irgendetwas unternommen wird. Manchmal mit Sinn, manchmal voellig hirnlos. Zwei Beispiele: Ich war vor 12 Jahren das erstemal in Delhi. Die Luft war zum ersticken, hunderte von Kleinstbetrieben, die im Stadtkern vor sich hin produzierten, ohne Auflagen einzuhalten, tausende von Bussen, Rikshas und Taxis die mit Diesel und Zweitaktern die Luft verpesteten. Ein Tag in Delhi bedeutete fuer einen Nichtraucher, 5 Packungen Rothhandle ohne Filter ueber Lunge..... Ueber Jahre hat die oertliche Verwaltung "versucht" ein Gesetz durchzusetzen, dass die Produktionsbetriebe aus der Stadt verlagert und fuer Busse un Rikshas vorschrieb, nur mit gasbetriebenen Motoren fahren zu duerfen. Immer wieder wurde die Durchfuehrung aufgeschoben, verhindert, verkauft oder was auch immer...der Verkehr wurde aber immer mehr und die Verhaeltnisse immer unausstehlicher. Und dann wurde die Verordnung mit einer letzten Frist von 14 Tage durchgesetzt und zwar rigoros. Man kann es heute noch riechen, wenn man in Delhi ist, die Luft riecht etwas suesslich...nach Gas...aber hundertmal besser als vor 12 Jahren.

Beispiel zwei (hirnlos): Nachdem die Presse ausfuehrlich darueber berichtete, dass sich hunderte von Baumwollfarmern jedes Jahr das Leben nehmen, weil sie Kredite nicht zurueckzahlen koennen, hat die Regierung reagiert und bei einem nachgewiesenen (!) Selbstmord, bekommen die Hinterbliebenen 1.500 Euro ausgezahlt. Abgesehen davon, dass es Jahre dauern kann, bis das Geld ausgezahlt wird und der Buergermeister, der Doctor und sonst wer sicher auch noch die Hand aufhaelt...erschliesst sich einem der Sinn dieser Massnahme nur sehr bedingt...vor allem, wenn der Grund des Selbstmordes Schulden in Hoehe von ca 500 Euro war...

Zurueck nach Tirupur. Zum Faerben werden Chemikalien, Salze, Chlor etc. benutzt. Das Abwasser wurde in den Noyyal oder die Kanalisation geleitet oder direkt versickert. Die Auswirkungen dieser kostenguenstigen Entsorgung wurde im laufe der Jahre fatal. Das Grundwasser wurde verseucht und ueber einen Staudamm , der eine grosse Landflaesche bewaessert wurde der Boden im weitem Umkreis vergiftet...d.h. das verseuchte Wasser bewaesserte die Felder und das Gift kommt ueber die Nahrungsmittel wieder zu den Menschen.

Als eine der ersten Textilproduzenten hat die Premgroup auf dieses Problem reagiert und vor sieben Jahren eine Wasserwiederaufbereitungs und Salzrueckgewinnungsanlage aufgebaut. Bei einer Investition von einer Million Euro und jaehrlichen Kosten von ueber 100.000 Euro keine Selbstverstaendlickeit, aber ein klares Statement.

Die Vorreiterrolle einiger weniger und die sich immer verschlechternde Umweltsituation hat letzlich dazugefuehrt, dass seid diesem Jahr alle Faerbereien ihre Abwasser reinigen muessen und nicht mehr versickern duerfen. Dies hat wiederum dazu gefuehrt, dass seid Anfang des Jahres die meisten Faerbereien geschlossen sind. Sicher deshalb, weil niemand damit gerechnet hat, dass die Regierung diese Massnahme diesesmal strikt durchsetzten wird. Fuer die Umstellung und die Investitionen, die fuer die Wasserwiederaufbereitung getaetigt werden muessen, hat der Staat Tamil Nadu grosszuegige Foerdergelder und guenstige Kredite zur Verfuegung gestellt.

Die Abwasser aus der Faerberei werden zuerst in ein Auffangbecken geleitet.


Dann ueber mehrere Stufen gereinigt...



...um schliesslich wieder dem Faerbereikreislauf zugefuehrt zu werden.



An dieser Stelle noch eine kleine Zwischenbemerkung. Wenn wir die Kosten, die durch die Umweltbelastungen entstehen mal aussen vor lassen. Die wenigen Firmen, die schon vor einigen Jahren in diese Umweltmassnahme investierten, hatten dadurch klare Wettbewerbsnachteile. Es gab keine staatliche Foerderung, keine guenstige Finanzierung und darueberhinaus zahlten die Umweltverschmuzter fuer den Liter Wasser 4 Paisa, der Liter aufbereitetes Wasser kostet 22 Paisa. Mit der neuen gesetzlichen Regelung faellt dieser Wettbewerbsnachteil endlich weg.

Bei Prem werden zum Faerben ausschliesslich Klaubersalze verwendet, die Chlorfrei sind. Die Salze werden zu 95% zurueckgewonnen und wiederverwendet.

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